Nach gut einem Jahr ist es vollbracht: die filmische Zusammenfassung unserer Meisterschaftssaison von 2021 im 9vs9 Flag Football feierte Premiere bei der 2022er Saisonabschlussparty der Kiel Baltic Flag Hurricanes. Den Link dazu gibt es am Ende vom Beitrag, ich streue zwischendurch schon ein paar Bilder ein ;-)
Hiermit möchte ich einen Einblick hinter die Kulissen, die persönlichen und fachlichen Entwicklungen geben. Vielleicht schafft es dieser Beitrag bzw. der Film ja, die relativ unbekannte Version des 9er Flag Footballs bekannter zu machen – denn attraktiver als 5vs5 ist sie meiner Meinung nach alle Mal :-P
Ich möchte mich vorab noch mal für das positive Feedback vor Ort bedanken und den lieben Helfern, die mir zugearbeitet und mich bei der Erstellung unterstützt haben.
Hintergrund und Motivation
Normalerweise macht der gesamte Verein des American Sports Club (ASC) Kiel e.V. eine gemeinsame Abschlussveranstaltung, die „Canes Honors“. Dabei werden die Topszenen der einzelnen Teams in knapp 90 Sekunden gezeigt und die besten Spielerinnen und Spieler geehrt – Vorbild sind hier quasi die „NFL Honors“.
Corona-bedingt haben die Teams in den letzten Jahren kleinere, eigene Veranstaltungen gemacht – wenn überhaupt. Nachdem ich ein Jahr zuvor wieder etwas „Blut geleckt“ hatte (siehe „Zusammenfassung des Moduls ‚Audiovisuelle Medien'“ bzw. „Call of Duty-Fragclip in Adobe Premiere“), wollte ich unbedingt dabei sein und diese besondere Zeit für mich und das Team festhalten. Das passiert nunmal nicht alle Tage, dass man Deutscher Meister wird. Für mich persönlich ist es vermutlich auch die größte sportliche Errungenschaft in meinem Leben. Da kann man sich „mal gönnen“.
Die Ansage damals war eine Saisonzusammenfassung zu machen, und das könne dann auch „gerne 30 Minuten werden“. Als Vorbild habe ich mir daraufhin die „Super Bowl DVDs“ der NFL genommen. Zwar habe ich davon nie eine gesehen (zu Zeiten „meiner“ Dallas Cowboys waren VHS-Kassetten noch der Renner) aber ungefähr so habe ich mir das Ganze vorgestellt: Man sieht den Weg des Teams zum Titel, mit allen Höhen und Tiefen. So können die Beteiligten und Fans die besonderen Momente noch mal erleben und eine kleine Zeitreise machen.
Es wird sich zeigen, ob mir ein solches Kunstwerk geglückt ist. Ich hoffe ja, dass sich Leute noch nach fünf, zehn oder gar zwanzig Jahren gerne das Video anschauen, sich zurückversetzt fühlen und die Emotionen wieder hochkommen. Das Medium „Film“ soll genau das meiner Meinung nach machen: Das Abtauchen in eine andere Welt ermöglichen, die Realität für eine Zeit verlassen und mit einem Gefühl wieder „zurückkommen“.
Produktionsablauf und „Lessons learned“
Ich hatte mir also mal wieder ordentlich etwas aufgeladen (das Storyboard haben Mara und ich in knapp zehn Stunden zusammengeschustert) und hatte zwischenzeitig auch einen kleinen Motivationshänger (vielleicht lag es auch an der technischen Projektgröße und meinem mittlerweile vier Jahre alten Laptop, der nicht für Videobearbeitung ausgelegt ist?). Aber der Endspurt war trotz der vielen mühsamen Details sehr belebend. Ich bin daher umso stolzer auf das Ergebnis. Auch wenn da aus professioneller Sicht sicher noch einiges ginge aber für ein no-Budget-Hobbyprojekt kann sich das sehen lassen.
An der Erstellung waren knapp 10-20 Leute beteiligt, vom Filmen und Knipsen der Spiele über die Materialsichtung und -sortierung bis zur Konzeption und Produktion. Organisiert habe ich das Ganze über Trello, WhatsApp und Google Drive. Die Produktion erfolgte mit den Adobe-Programmen Premiere Pro und After Effects, Photoshop, InDesign sowie ein ganz bisschen Illustrator und Audition.
Vorbereitung ist alles und den Rest fängt das Team auf
Nachdem der Rahmen für die Materialsichtung geschaffen wurde (Kriterien für die Sortierung/Priorisierung, Material aus verschiedenen Quellen sammeln und bereitstellen, …) gab es eine Einweisung in die Arbeitsweise mit Google Drive und Sheets. Am Ende hatten wir eine Tabelle mit knapp 500 Zeilen zu Videoclips und Bildern. Diese mussten dann „nur noch“ aneinander gereiht, mit Übergängen und kleineren Effekten versehen und mit passender Musik in Szene gesetzt werden.
Ich hatte mich in der Zwischenzeit schon an die Produktion der „narrativen Übergänge“ in After Effects gemacht. Wir hatten uns im Storyboard überlegt, mit verschiedenen Smartphone-Animationen für Abwechslung zu sorgen. Unsere Social Media Posts mit Spielankündigungen und -ergebnissen aus dem Jahr eigneten sich super. Ergänzt wurden diese mit kleineren Slide- und Diashows, welche eher privates/teaminternes zeigen und für kleine Überraschungen sorgen sollen.
Das bloße Aneinanderreihen/Schneiden war schon eine Mammutaufgabe und leider war auch das Material nicht immer das beste. Sowohl technisch, als auch inhaltlich – wir haben uns in der Offense nicht immer mit Ruhm bekleckert aber gut: „Defense wins Championchips“ ;-)
Das hat etwas mehr als ein halbes Jahr gedauert. Ich konnte ja auch nicht dauerhaft dran arbeiten, schließlich gab es noch ein Studium, Arbeit, eine neue Saison und irgendwas mit Privatleben und Haushalt.
Technisches „Tam-Tam“: DaVinci zu Premiere klappt gut und Vor-Rendern hilft (sehr)
Ich war sehr positiv davon überrascht, wie reibungslos der Export der Arbeitsdatei aus dem Programm „DaVinci Resolve“ zu Premiere geklappt hat. Der gute Matze aus dem MIng-Studiengang hatte mich freundlicherweise unterstützt. Wir haben nicht nur die einzelnen Clips, sondern auch die Effekte und Übergänge von ihm zu mir migrieren können.
Fast viel zu spät hatte ich mich dazu entschieden, die anspruchsvollen Animationsvorlagen aus After Effects als .mp4 zu rendern und in Premiere zu importieren. Stattdessen habe ich wochenlang mit den eingebundenen Arbeitsdateien gearbeitet – kein Wunder, dass der Rechner dabei fast abgehoben ist. Glücklicherweise konnte mit Marcel ein weiterer Kommilitone helfen und mit seiner Rennmaschine einen Großteil der Animationen rendern. Mit dem von der NetzWerkstatt zwischenzeitig bereitgestellten MacBook (natürlich nur für dieses Projekt ;-) Spaß beiseite: vielen Dank!) hat das Arbeiten dann auch noch mal mehr Spaß gemacht.
Detailarbeiten und Puzzlen
Im Sommer und frühen Herbst wurde dann immer mehr ein Bild draus. Musik gab es zwar immer noch nicht aber wir hatten schon erste Ideen. Die Timeline als zwischenzeitige visuelle Orientierungshilfe und die Scoreboards wurden mit Mara erstellt. Hinzu kamen hin und wieder Schnittsessions bei Tim und mit Léon, die mir noch mal wieder den Spaß am Puzzlen zurückgegeben haben.
Besonders bei den Spielen mit Kommentator in Hamburg und den zusätzlichen Eindrücken von der Seitenlinie konnte ich mich gut austoben (Danke an die Crew der Pioneers Snappers und Tim an dieser Stelle). Da ließ sich gut mit verschiedenen Schnittkanten und Audiospuren experimentieren. Zufälligerweise passte später mit der Musik vieles auch „einfach zu gut“ aufeinander. Das zeigt wieder, dass trotz sorgfältiger Planungen sich manches eben auch „einfach so entwickelt“.
Abschluss für Feinschliff
Zum Ende kam der Perfektionist (oder der handwerkliche Anspruch?) noch mal in mir heraus. Natürlich sollten die verschiedenen Audiospuren ein gleiches Level haben. Also nahm ich mir ein Spiel als Grundlage und „pegelte“ das unterhalb der roten Lichter passend ein (Gruß an Tino, denn „Red Lights are for Prostitutes only“). Anschließend wurden die Dezibelwerte für Musik, Kommentator und „Atmo“ aus den Aufnahmen vom Feld notiert und bei den anderen Spielen angeglichen.
Das war auch relativ mühsam aber es hat sich gelohnt. Denn bei den ersten Rendern ist es mir schon aufgefallen und jetzt passt es tatsächlich sehr gut. Die textlichen Einblendungen musste ich noch mal deutlich langsamer machen und länger stehen lassen, sonst käme man da beim ersten Gucken nicht mit.
Die letzten Renderings des Gesamtfilms liefen dann sehr schnell. In knapp 30-45 Minuten war die ca. 5,5 GB große Datei erstellt und der Film hat mit 1 Stunde 12 Minuten und 21 Sekunden eine „lustige“ Zeit.
Danke an die FH Kiel, Fazit, Premiere mit dem Team und der Film zum Streamen
Alleine der Fakt, dass ich diesen Text auf einem Freitagabend in drei Stunden schreibe, zeigt was für einen Stellenwert dieses Projekt für mich hat und hatte. Bei meinen früheren Videoprojekten rund um das Zocken fehlte einfach der Atem und sicher auch das fachliche Know-How.
Besonders für den Input zu den Teilen der „Regie“ und des „Storytellings“ möchte ich mich bei meinen Dozierenden der Fachhochschule Kiel bedanken. In dem Semester mit „Audiovisuelle Medien“ habe ich viel gelernt und bin nun doch noch „beim Film gelandet“ – zumindest zeitweilig. Daher „Danke!“ an Prof. Dr. Tobias Hochscherf, Prof. Dr.-Ing. Gunnar Eisenberg und last-but-not-least an Christian Mertens, der damals die praktischen Seminare durchgeführt hat. Diese Herausforderung hat mir viel Spaß gemacht und ich hoffe, meine gewählten Stilmittel erzeugen die gewünschten Effekte.
Bei der Premiere auf dem Beamer von Paul im geteilten Vereinsheim des ASC und FC KILIA Kiel war es besonders schön, die Reaktionen im Publikum mitzubekommen. Ob die lauten Gelächter bei den Ansagen an die „Pios“ zu Saisonbegin, die „Ooohs“ und „Bääms“ während der Spielaktionen oder aber auch die peinlich berührten Kommentare wie „Das ist da drin?“ – es war sehr schön, diese Stimmung erleben zu dürfen. Ich bin voll und ganz zufrieden mit dem Ergebnis, genauso habe ich mir den Abend vorgestellt.
Das Feedback war super und das Funkeln in den Augen von Dave, der meinte kleine Details erkannt zu haben werde ich nicht vergessen. Genau das habe ich hier und da versucht zu bezwecken: kleine Gimmicks und Easter Eggs, die erst bei wiederholtem und genauen Hinschauen auffallen.
Ich wünsche gute Unterhaltung, hier der Film als Stream bei Vimeo: https://vimeo.com/772617752
